Ist Brandbuilding die neue Wunderwaffe für jeden und alles?
Nein, bestimmt nicht! Brandbuilding fühlt sich zwar gerade so an und alle reden davon, aber neben einer Menge Arbeit ist es auch nicht für jeden Onlinehändler geeignet.
In diesem Beitrag stelle ich Dir drei Kategorien an Händlern vor, so dass Du selbst einschätzen kannst, ob Brandbuilding überhaupt ein Thema für Dich ist.
Wunderwaffe Brandbuilding hier anhören oder ansehen
Die Wunderwaffe Brandbuilding oder: Für wen ist Brandbuilding überhaupt geeignet?
Darum geht es heute in der Show. Und zwar: Ist denn Brandbuilding wirklich die Wunderwaffe für alles? Für jeden? Also, es ist ja gerade das Hype-Thema schlechthin. Brandbuilding, bau Dir Deine eigene Marke. Viele sind tatsächlich jetzt so ein bisschen auf diesen Zug aufgesprungen. Weg von diesen generischen Marken, hin zu einer Brand. Und es wird überall das Label Brand und Brandbuilding draufgeklebt. Das sind zum Teil bedenkliche Ausmaße. Immer wenn dann irgendwie mal zwei Klicks auf Facebook generiert werden, dann wird da schon das Label Brandbuilding drangeklebt. Da muss man ein bisschen aufpassen, das ist ja noch gar kein Brandbuilding, würde ich sagen. Aber auch Amazon selber tut sich da manchmal recht einfach. Na gut, sie haben natürlich ihren Marktplatz. Sie sagen, alles, was dort stattfindet, soll dort stattfinden und möglichst wenig nach außen geleitet werden. Und sie haben dann so Features wie Enhanced Brand Content und wie der Name schon sagt: Ja, Brand.
3 Kategorien, für wen Brandbuilding geeignet ist
Allerdings ist da die Frage: Ist das schon Brandbuilding, wenn ich hier einen Enhanced Brand Content einstelle? Oder ist das lediglich eine Listing-Optimierung? Das ist natürlich schon interessant. Allerdings ist die größte Frage: Für wen ist denn Brandbuilding überhaupt geeignet? Denn gerade in der Diskussion auf Facebook zum Beispiel, an der ich mich manchmal auch sehr rege beteilige, komme immer wieder Sätze zum Vorschein wie „für mich macht das doch überhaupt gar keinen Sinn“.
Und es gibt tatsächlich eine Differenzierung. Denn auch, obwohl in diesen Facebook-Gruppen zum Beispiel alle eint, dass die auf Amazon verkaufen – auf dem Marktplatz Amazon gibt es sehr, sehr unterschiedliche Verkäufer. Und jetzt habe ich mal in drei Kategorien eingeteilt – für wen ist Brandbuilding geeignet und für wen vielleicht auch nicht? Und genau diese drei Kategorien möchte ich Dir hier vorstellen und ein bisschen tiefer ins Detail gehen, dass Du Dir selber einen Plan machen kannst – ist Brandbuilding ein Thema, das Dich betrifft oder eventuell auch nicht?
Kategorie 1: Private Label Hersteller
Dann steigen wir gleich mal ein in diese drei Kategorien, die ich mir skizziert habe. Es gibt natürlich viel mehr Unterkategorien, daher mal so ganz grob meine Einteilung. Und zwar, einerseits gibt es den Private Label Hersteller. Das ist eine ganz, ganz klassische Disziplin und wahrscheinlich die klassische Disziplin, die relativ schnell auch zum Brandbuilding kommt. Und genau gibt es natürlich diese Private Label – ich habe in einer anderen Episode mal die sieben Vorteile einer Private Brand vs. eines Private Label aufgezeigt. Und darum geht es. Das heißt, wenn ich es schaffe, dieses Private Label in eine Private Brand zu transformieren, das ist wahrscheinlich die Paradedisziplin für Brandbuilding. Hier kann ich ganz, ganz viel Energie reinstecken. Hier geht es wirklich um Brandbuilding. Und hier geht es wirklich um alle Disziplinen. Also, wahrscheinlich die Paradedisziplin schlechthin. Sprich, Private Label Hersteller würde ich direkt in die Kategorie schieben, ja Brandbuilding ist ein Thema.
Allerdings ist es auch abzugrenzen, denn nicht jeder Private Label Hersteller ist einer wie ich sie jetzt gerade skizziert habe, der wirklich seine Brand aufbauen will, mehr dazu in Kategorie 2.
Ein Beispiel: Ein Private Label Hersteller, der sagt, ich mache eine Sport Brand. Das ist ja jetzt ganz beliebt, die Yoga-Matte zum Beispiel. Tolles Beispiel, immer wieder. Ein unglaublich gesättigter Markt. Ich will aber trotzdem rein. Ich möchte dort etwas platzieren, meine Produkte, meine Produktfamilie, mein ganzes Portfolio in einer Sportmarke. Und die soll aber auch länger halten als 2-3 Monate. Da kann ich ja schon fast gar nicht anders, als dass ich Brandbuilding betreibe, denn sonst habe ich keine Chance in diesem gesättigten Markt. Nur mit Listing-Optimierung und intelligenter externer Traffic-Strategie wird das nicht mehr funktionieren. Das ist also so das Paradebeispiel.
Kategorie 2: Private Label Trendhopper
Es gibt aber auch andere Private Label Hersteller, die vielleicht ganz, ganz anders vorgehen. Und die möchte ich mal in der Kategorie 2 erwähnen. Ich habe sie mal so ein bisschen auf die Spitze getrieben Private Label Trendhopper genannt. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen böse, ist aber ein durchaus legitimes Geschäftsmodell. Ganz abgesehen davon, es gibt hier kein Gut oder Schlecht, das ist ganz wichtig zu erwähnen. Auch wenn ich selber ein Brandbuilding-Fan bin und das meine Disziplin ist, bin ich nicht der, der sagt, jeder muss das betreiben. Um Gottes Willen! Das ist nur ein Vorschlag, im e-Commerce erfolgreich zu werden. Aber es ist kein Muss. Es gibt eben auch Private Label Trendhopper, so habe ich jetzt einfach mal die Kategorie genannt. Und ich glaube, jedem ist klar, was damit gemeint ist. Das heißt, die bringen ein Private Label nach dem anderen raus. Die suchen mit entsprechenden Tools auf den Marktplätzen: Was ist gerade in? Was wird gerade verkauft? Was ist sozusagen trendy? Daher auch der Name.
Das ist ein Geschäftsmodell, mit dem man richtig viel Geld verdienen kann, um das auch mal vorab zu sagen.
Hier auch hier ein Beispiel: Fidget Spinner. Das muss kommen an dieser Stelle. Fidget Spinner ist das Beispiel schlechthin. Private Label Trendhopper – der Trend kam so schnell, dass man überhaupt keine Zeit hatte, hier ein Brand aufzubauen. Und ganz ehrlich, jeder, der einen Fidget Spinner gekauft hat – ich glaube, die wenigsten wissen, ob das eine gewisse Brand war, die sie da gekauft haben oder ein Label. Das war völlig egal, was da draufgedruckt war, welcher Name. Da ging es nur um das Produkt Fidget Spinner. So ein Ding will ich haben, fertig. Die waren am Anfang relativ teuer, dann wurden sie relativ schnell sehr, sehr, sehr günstig und irgendwann wurden sie sogar zum Teil verboten.
Das ist sozusagen ein typisches Produkt, bei dem ich sage, es ist ein legitimes Geschäftsmodell, aber eben genau da ist die Grenze vom Brandbuilding erreicht. Da geht es nicht mehr darum, eine tolle Marke aufzubauen, sondern da geht es darum, relativ schnell die Ware herzubekommen, relativ schnell den Trend zu erkennen und das Listing so zu optimieren, dass man einen irrsinnig schnellen Abverkauf hinbekommt. Wahrscheinlich hauptsächlich auch über Marktplätze, Amazon, Ebay und so weiter. Es gibt da auch zig andere, aber die sind natürlich die Platzhirsche.
Also, in dieser Kategorie würde ich sagen, sind die Grenzen erreicht.
Kategorie 3: Shopbetreiber mit Handelsware
Jetzt gibt es aber eine dritte Kategorie, die sehr spannend ist. Und zwar komme ich hier immer wieder zu der Kategorie, die auf Marktplätzen auch sehr gut vertreten ist. Ich habe sie mal genannt: Shopbetreiber mit Handelsware.
Ich habe mich schon ganz oft mit vielen unterhalten, die genau diese Strategie fahren. Die haben ein Sortiment, deswegen sind es letztendlich auch Sortimentsanbieter in vielleicht einer gewissen Kategorie, was natürlich sinnvoll ist. Also nicht in die volle Breite zu gehen, sondern sich zumindest mal auf eine Kategorie zu beschränken. Aber sie haben hauptsächlich Handelsware.
Das heißt, ich bringe auch hier mal ein Beispiel ein: Fotosortimentsanbieter. Im Bereich Fotografie. Der hat vielleicht LED-Leuchten von irgendeinem chinesischen Hersteller. Der hat vielleicht aber auch eine hochwertige Kamera von Canon, Olympus oder Nikon im Programm. Der hat Graukarten von einem No Name-Hersteller. Der hat Aufheller und so weiter. All diese Sachen hat er in seinem Sortiment. Naja, und was ist denn das? Das ist letztendlich ein Sortimentsanbieter, der keine eigene Marke hat. Und letztendlich, wenn die Leute zum Beispiel auf Amazon kaufen, sagen sie ja auch nach wie vor: Habe ich auf Amazon gekauft. Denen fällt überhaupt nicht auf, dass hier ein Shop dahintersteckt, ein Verkäufer, der über Amazon, über den Marketplace, anbietet. Das heißt, dieser Shop tut sich irrsinnig schwer eine Brand aufzubauen als eigener Shop.
Also, Sortimentsanbieter – hier muss man auch abgrenzen. Und zwar ist die Kategorie deswegen so interessant, weil es hier wirklich zwei Strategien gibt, die beide legitim sind. Die eine Strategie ist zu sagen: Ja, ich bin ein Sortimentsanbieter. Das ist so ein bisschen wie der Private Label Trendhopper, aber ein bisschen längerfristig gedacht. Aber ich habe einfach nur Handelsware. Das heißt, ich schaue, was läuft gut, was wird nachgefragt. Ich schaue, dass ich die Produkte in mein Sortiment bekomme, optimiere die auf den Marktplätzen, optimiere die vielleicht auch im eigenen Shop und verkaufe die. Ich bin so ein bisschen der Berater, der die Kunden berät, was denn das richtige Produkt ist. Ich habe vielleicht verschiedene Graukarten oder verschiedene Aufheller als Fotogeschäft und berate dann – brauchst du denn A, B oder C?
Da komme ich aber auch schon zur zweiten Kategorie: Die Beraterrolle. Das heißt, wenn ich Sortimentsanbieter bin, Shopbetreiber mit Handelsware, dann habe ich eine Beraterrolle. Und da wird es natürlich tatsächlich spannender, denn diese Beraterrolle kann gebrandet werden. Da kann ich tatsächlich sagen: Ja, ich habe zum Beispiel in meinem eigenen Shop gewisse Auswahltools, gewisse Hilfestellungen. Vielleicht ein Self-Assessment, wie ich mir selber raussuchen kann, welches die richtige Kamera ist, die ich mir kaufe. Welches Zubehör ich dafür brauche, intelligente Verlinkungen zwischen einer Hardware und einer Software. „Kunden, die das kaufen, kauften auch das“ – natürlich habe ich hier auf der eigenen Shop-Plattform Einfluss, nicht auf Amazon. Auf Amazon eventuell über Rabatte, das ist eine andere Geschichte. Und da werde ich zum Berater, da kann ich mich auch branden.
Das heißt, ich kann tatsächlich sagen: Ja, ich bin der Shop XY und ich biete dir eine gute Beratung, was du denn brauchst. Und da baue ich mir auch eine Brand auf.
Warum ist denn diese Kategorie so spannend? Weil, durch den Verkauf von Handelsware weiß ich, was mein zukünftiges Zielpublikum braucht. Und genau da kann ich ansetzen und sagen: Jetzt wäre es vielleicht mal interessant, zum Beispiel in dem No Name-Bereich Graukarte oder in dem No Name-Bereich Aufheller eine eigene Brand zu etablieren. Das heißt, ich werde vom Shopbetreiber, vom Handelswarenverkäufer teilweise zum Private Label Hersteller, ich baue eine Private Brand und kann die Huckepack in meinem Shop anbieten, den ich eh schon betreibe.
Der Ursprung von Private Labels
Das ist übrigens die Ur-Keimzelle von Private Labels, muss man ja auch dazu sagen, denn das sieht jeder da draußen in Supermärkten. Da wird das schon seit jeher gemacht. Da gibt es eben diese Handelsmarken. Das ist ja genau das. Das heißt, der Supermarkt ist ein Sortimentsanbieter, der bietet eine irrsinnig große Vielfalt an Lebensmitteln aus allen Quellen und hat dort Huckepack dann seine eigene Brand reingenommen.
Jeder Supermarkt hat so seine eigene Brand bis hin zu ALDI, die zum Beispiel extrem viele Eigenbrands haben. Das geht dann so weit, dass dann dort draußen Vergleichstabellen entstehen – wer hat es denn eigentlich im Hintergrund hergestellt? Denn was eigentlich die Schokokekse beim ALDI sind, ist woanders eine andere Brand, aber da ist das Gleiche drin. Also, hier Huckepack als Shop-Betreiber ein Private Label zu etablieren, eine Private Brand, ist natürlich sehr interessant.
Fazit zur Wunderwaffe Brandbuilding
Mein Fazit: Definiere erstmal Dein Ziel. Was willst Du machen? In welche Kategorie willst Du rein?
Nochmal zusammengefasst: Willst Du der Private Label Hersteller sein, der wirklich eine Brand aufbaut? Dann wahrscheinlich relativ klar, Brandbuilding ist ein Thema.
Bist Du der Private Label Trendhopper, der einen relativ schnellen Abverkauf braucht, der Listings optimiert, der aber in zwei Monaten schon auf dem nächsten Trend ist? Dann wird es eher schwierig.
Oder bist Du der Sortimentsanbieter, der Shopbetreiber, der zum Berater des Kunden wird und Huckepack eventuell sogar seine eigene Brand aufbaut, aber auch als Brand, als Shop existieren kann? Dann ist Brandbuilding wahrscheinlich auch ein Thema.
Wenn Du sagst: Nein, ich will nur ein Sortiment über Marktplätze anbieten, die andere Kategorie der Shopbetreiber, dann eventuell eher nicht.
Also, hier gilt es zu differenzieren. Brandbuilding ist zwar das neue Hype-Thema, aber es ist nicht so, dass es jeder braucht.
Neueste Kommentare